KLATSCHMOHN 2023 – ein Rückblick
Streng geheim!
Psssssst! Soll ich Dir ein Geheimnis verraten?
Es war ein großartiges wunderschönes wahnsinnig beeindruckendes bewegendes berührendes lautes leises lustiges … Festival mit Tanz Theater Musik Film Malerei …
… und das alles mit vielen unterschiedlichen Menschen auf, vor und hinter der Bühne, die das Festival zusammen gefeiert gelebt und geleistet haben.
Erzähl es ruhig weiter, es wissen schon viele, es sollen noch viel mehr wissen und es soll für niemand ein Geheimnis bleiben!
Während der letzten Vorbereitungen für den Eröffnungsabend kamen bereits die Dozent*innen von der Hochschule Ottersberg für den ersten Workshop und die Teilnehmer*innen aus der Jugendgruppe FINJA (- Freizeit Inklusiv Jung Aktiv, Lebenshilfe Hannover) um gemeinsam Maskenspielszenen zu entwickeln. Das Abendpublikum wurde von Pinguinen im Foyer begrüßt, hinter deren Masken die Workshopteilnehmer*innen steckten.
Herr Mangelsdorf, der seit Herbst 2022 Behindertenbeauftragter der Stadt Hannover ist, eröffnete das Festival und bekräftigte die Weiterführung der guten Zusammenarbeit.
Die angebotene Ausiodeskription (Sprecher: Paul Beßler) wurde während des Abends unter anderem von ihm und seiner Frau genutzt und geschätzt. Gebärdensprachdolmetscerinnen (Mira Sander, Jessica Schwarze) übersetzten während des gesamten Festivals.
Merle, unsere diesjährige KLATSCHMOHN-Botschafterin (Theatergruppe Mixed Pickles e.V. aus Lübeck), nahm stolz ihr Foto in Empfang.
Eröffnet wurde das Festival mit gleich zwei Aufführungen in Anlehnung an Stücke von William Shakespeare. „Julia und Romeo“ von der Gruppe „die Theaterbande“ aus Göttingen beeindruckte durch viele gute Regieeinfälle aber vor allen Dingen durch die überzeugende Darstellung der Spieler*innen. Am Ende musste niemand sterben und die verfeindeten Familien versöhnten sich.
Für „Shakespeare in 30 Minuten“ reisten „Die Schattenspringer“ extra aus Freiburg an und präsentierten ein Verwirrspiel mit viel Witz und Spielfreude.
Als die Ilmasi Band zum Abschluss des Abends ihr Programm präsentierte, wurde die Stimmung ausgelassen. Zu eigenen Liedern wie „Zusammen sind wir nicht allein“ wurde getanzt und mitgesungen.
An den beiden Vormittagen waren die jüngeren Spieler*innen auf der Bühne zu sehen und zu hören.
Der Chor der dritten Klassen, 80 Kinder der Grundschule auf dem Loh mit dem Programm „Der geheime Garten“ hatte sichtlich Spaß am Singen. Die einzelnen Lieder wurden durch Bewegungsspiele illustriert.
Der Chor „Buntklang präsentierte ein außergewöhnliches Programm mit Liedern, deren Texte zum Nachdenken anregten. Die jungen Sänger*innen nutzten gebärdenunterstützende Kommunikation, sodass Musik, Bewegung und die selbstgemalten Bilder, die im Hintergrund projiziert wurden, eine sehr gelungene Gesamtheit ergaben.
„Shadow“, eine Band, die seit vielen Jahren mit ihren Auftritten den Saal in Schwingung bringt, hatte, neben gecoverten Songs, auch eigene Stücke dabei. Passend zum Motto die Eigenkomposition „Geheimnisse“ und – leider immer noch aktuell – das Friedenslied „Hört auf damit“, das die Gruppe im letzten Jahr anlässlich des Ukrainekrieges geschrieben hat.
Was uns sehr gefreut hat: Zwei Studentinnen, die im letzten Jahr KLATSCHMOHN als Helferinnen innerhalb ihres Studiums der Sonderpädagogik kennengelernt haben, führten selbst erfolgreich ein Tanzprojekt mit zwei kooperierenden Schulen durch.
Solange es KLATSCHMOHN gibt, solange gibt es auch schon den Zirkus Rollino. Viele Schüler*innen konnten sich in den letzten 24 Jahren in verschiedenen Zirkusdisziplinen ausprobieren und feststellen, dass jedes Kind beim Zirkus dabei sein kann!
Gleich drei spannende Geschichten wurden innerhalb von drei Theaterstücken erzählt: Es stellte sich die Frage, was wohl in der Plastiktüte im Park versteckt war. Wer war denn die Täter*in, der Gärtner, der Koch, das Zimmermädchen, der Kellner oder doch die Professorin? Und – konnte Krabat am Ende vom Zauber erlöst werden?
Immer wieder kamen sie auf die Bühne, die KLATSCHMOHN-Clowns, eine Herzensangelegenheit der Student*innen, die ihre Szenen größtenteils in Eigenregie entwickelten. Unerwartete Wendungen der kleinen Auftritte begeisterten und belustigten das Publikum.
… und wo geht es eigentlich zur Zeltstadt? Sich bewegen, etwas basteln, über das reden, was auf der Bühne passiert ist oder einfach nur ein bisschen ausruhen – dafür gibt es die Zeltstadt.
Auch in diesem Jahr hatten sich die Studierenden der Sonderpädagogik kleine Bastelaktionen und Bewegungsspiele überlegt, die sich in der Pause realisieren ließen. Die Band „Eloem“ der Wilhelm-Schade-Schule, sorgte für das richtige Festival-Feeling. Ein Angebot leckerer Speisen und Getränke gab es von unserem neuen Kooperationspartner Juniver, der Jugendberufshilfe der Diakonie Hannover. Es war sehr lecker.
Ein ganz besonderer Workshop fand am zweiten Festivaltag statt. Die Spieler*innen der Theatergruppe „Mixed Pickles e.V.“ leiteten die Teilnehmer*innen an und zeigten ihnen ihre Lieblings-Theaterübungen. Am Abend zeigten dann die Teilnehmer*innen dem KLATSCHMOHN-Publikum, was sie im Workshop gelernt hatten.
Was ist ein gutes Leben? Immer schneller, immer mehr, immer weiter, immer höher?
Mit dem Stück „Welcome to good Life“ bearbeitete die esistso!company die Themen Konsum und Überfluss. Riesige aufblasbare Gummiobjekte wurden im Tanz bewegt und behinderten die Tänzer*innen, die immer wieder versuchten, sich vom störenden Ballast zu befreien, der aber auch eine große Faszination auf sie ausübte.
„Wo geht’s lang?“ Da geht’s lang! Die Irrwege und gelegentlich auch die irren Wege wurden von Schüler*innen der Helen-Keller-Schule begangen. Bei der Suche nach einem (dem richtigen) Weg waren die Stadtpläne nicht immer behilflich. Auch ein Wegweiser zeigt nicht immer die richtige Richtung an. Vielleicht wurde beim Fallschirmsprung punktgenau das Ziel erreicht?
Das Jugendvolxtheater Bethel beschäftigte sich intensiv mit Themen aus eigenen Lebenswelten. Dafür schlüpften die Teilnehmenden in die Rollen von Sportler*innen, spornten sich gegenseitig an, gaben ihr Bestes und kämpften bis zum bitteren Ende, ein Wechselspiel aus Leistungsdruck und Freude an der eigenen Macht. Das Publikum bekam die Aufgabe, ohne hinzuschauen ein Portrait von einer ungeliebten Person zu zeichnen. Die eingesammelten Bilder wurden malträtiert, es wurde auf sie eingeprügelt, alle Kraft und Wut konnte sich entladen. Wie wohltuend!
Wenn ein Koffer eine Reise macht … geht er durch viele Hände. Sein Inhalt wird untersucht, er hat schon viel erlebt und seine Geschichten werden lebendig. Die Mitreisenden tauchen auf und kommen im Tanz in Kontakt. Genauso geheimnisvoll wie sie aufgetaucht sind, verschwinden wieder – mal mit sanften, fließenden Bewegungen zu sphärischer Musik, mal temperamentvoll und ausgelassen zu wilden Klängen. Eine phantastische Reise zu einem Ort, der sich „Strengheim“ nennt.
So ging ein beglückendes Festival zu Ende. Das KLATSCHMOHN-Team freut sich auf das kommende Festival vom 3. – 5. Juni 2024.
Dann feiern wir unser 25-jähriges Jubiläum!